Vor etlichen Wochen hat mir ein Mitfahrer den Bezug vom Beifahrersitz mit ein wenig Blut verziert. Wie das Blut auf den Sitz kam ist eigentlich eine ganz eigene Geschichte, die Kurzfassung sieht so aus: Ein älterer Herr fällt am Straßenrand um als er sich an einer Mülltonne festhalten will. Diese ist jedoch leer und so liegt er dann – samt Mülltonne – in einer Hecke und kann sich alleine nicht aus seiner misslichen Situation befreien. Nachdem wir ihn zu zweit wieder auf seine eigenen Beine gestellt haben gibt er an ohnehin zum Arzt zu wollen. Also fahre ich ihn zum Arzt, denke aber nicht an den Verbandkasten und das ich darin auf den Einsatz lauernde Pflaster liegen habe. Es kommt also wie es kommen muss: Beim Aussteigen ist das Taschentuch nicht mehr auf dem kleinen Kratzer und er verschmiert mir mit der Handkante sowohl Lehne wie auch die Sitzfläche von meinem Audi A4.
Die Lehne erwischt er dabei an zwei Stellen, die Sitzfläche nur an einer. Da der ältere Herr nun einen etwas verwirrten Eindruck macht und der Arzt zu dem er wollte ohnehin geschlossen hat, bringen wir ihn in eine Apotheke und verständigen die Polizei auf das sich diese um ihn kümmert. Da er ein wenig verwirrt wirkt halten wir – und die Beamten – das auch für die richtige Entscheidung. Von den Beamten erhalte ich auch den Tipp mit kaltem Wasser die Flecken zu behandeln. Was jedoch erst einige Stunden später möglich ist, da ich gerade »auf dem Sprung« bin wie es so schön heißt.
Kaltes Wasser alleine half nach ein paar Stunden nicht mehr. Also habe ich mein Glück als Hilfesuchender im Internet versucht. Was dabei herauskam waren reichlich Tipps und auch zahlreiche blöde, nicht hilfreiceh Kommentare. Alles habe ich via Internet über mich beziehungsweise die Flecken im Bezug ergehen lassen, jedoch half nichts wirklich – bis ich gestern eine Idee hatte. Da ich an meiner XJ 600 S am versifften Hinterrad gewerkelt hatte, musste ich mir die Hände waschen. Dabei hatte ich dann die sicherlich allen bekannte Waschpaste auf meinen Fingern.
»Da der Sitz sowieso 18 Jahre alt ist, schon einiges erleben musste und diverse Flecken auch schon von den Vorbesitzern hatte... Wieso nicht? Es gibt nichts zu verlieren.«
Also habe ich mit ganz normaler Handwaschpaste wie sie beim Selberschrauber nicht neben dem Waschbecken fehlen darf und ein klein wenig Wasser die von den vorherigen versuchen nur heller gewordenen Stellen behandelt. Dabei bin ich folgendermaßen vorgegangen:
- Stellen großzügig eingeweicht (kleiner Schwamm und Leitungswasser)
- Die feuchten Stellen mit sehr, sehr wenig Handwaschpaste bearbeitet - mit den Fingern
- Die Stellen danach immer wieder abgetupft (Frotte-Handtuch oder saugfähiges Schwammtuch sollten genügen)
- Noch einmal mit dem Schwamm Wasser aufgetragen und wieder abgetupft
- Über Nacht trocknen lassen
Siehe da: Die Blutflecken sind endlich weg. Allerdings hatte ich die Lehne nicht vollständig eingeweicht, sondern nur großflächig die beiden Stellen mit den Blutflecken beziehungweise dem verschmiertem Blut behandelt. Das Ergebnis entsprechend: Wasserflecken oder besser gesagt ein riesiger Wasserfleck mit deutlich sichtbarem, etwa 5–8 mm breitem, besonders dunklem »Schmutzrand«. On the bright side: Immerhin keine Blutflecken mehr.
Daher habe ich mir heute noch einmal die Lehne vorgenommen. Diesmal ohne Handwaschpaste oder anderen Reinigern. Nur mit einem Schwämmchen und Leitungswasser bewaffnet näherte ich mich dem großen Fleck.
Abgesehen von der einen Stelle mit Blut hatte ich bereits gestern ohne Seife/Handwaschpaste (also nur Wasser) die Sitzfläche vollflächig behandelt. Diese sah heute vormittag dann schon deutlich besser aus:
Die linke »Wange« der Sitzfläche war noch vom Vorbesitzer mit irgendwelchen undefinierbaren Flecken beziehungsweise den Versuchen sie zu entfernen verziert worden. Ich bin einfach damit herumgefahren, bei einem so alten Auto belastet es einen ja nicht wirklich.
Aber siehe da: Auch diese Flecken sind vollständig verschwunden – oder was wohl realistischer ist: Ich habe den Dreck gleichmäßig verteilt.
Wie dreckig der Innenraum von meinem Audi A4 (B5) war, hatte ich ja bereits im November 2011 im Blog präsentiert[1]. Daher habe ich nun auch die Rückenlehne vollflächig mit Wasser eingeweicht.
Aufgetragen habe ich das Wasser mit dem kleinen Schwämmchen ohne dabei zu reiben. Dort wo sich die Kante vom Wasserfleck befunden hat, kam nach dem (erneuten) Befeuchten auch wieder ein Fleck vom Vorbesitzer zum Vorschein. Dieser Fleck war – zumindest hoffe ich das – kein Blut.
Auf dem linken Bild ist es übrigens kein Spiel von Licht und Schatten. Die hellen und dunklen Bereiche sind lediglich die trockenen und feuchten Stellen auf der Lehne.
Beim Einweichen der Lehne bin ich mit dem Schwamm beziehungsweise dem Wasser bis an die Nähte gegangen. Diese sollten – so zumindest meine Theorie – eine gute optische Grenze abgeben können, wenn sich der mutmaßlich unvermeidliche Rand vom »großflächigen Wasserfleck« beim Trocknen dann doch wieder bilden sollte.
Nur ein paar Stunden später präsentiert sich der gleiche Sitz beziehungsweise die zuvor eingeweichte Rückenlehne bei strahlendem Sonnenschein. Die Oberfläche vom Sitzbezug war bereits trocken, lediglich untendrunter war es noch feucht. Beim vorsichtigem Draufdrücken auf den Sitz konnte man es mit der flachen Hand deutlich fühlen.
Mein ganz persönliches Fazit: Wer nicht viel zu verlieren hat ist mutiger.
Das Blut beziehungweise die Flecken sind mit der Handwaschpaste vollständig rausgegangen ohne das ich irgendwelche Verfärbungen oder neue Flecken im Material verursacht habe. Daher kann ich es für einen Versuch wärmstes Empfehlen. Insbesondere dann, wenn alles andere an gutgemeinten Ratschlägen schon gescheitert ist.
Ein weiterer Nebeneffekt: Die Flecken vom Vorbesitzer sind nun auch verschwunden. Zumindest oberflächlich sieht der Sitz deutlich besser aus. Was mir natürlich klar ist und was ich weiter oben schon erwähnt habe: Was ich nicht mit dem Frottee-Handtuch bzw. Schwammtuch aufgenommen habe sitzt nun im Schaumstoff des Polsters. Oder es ist eben gleichmäßig auf beziehungsweise im Bezug verteilt.
Da müsste dann eben mal der Nasssauger beziehungsweise Polsterreiniger ran. Nur der zieht den Dreck samt Wasser aus dem Bezug und darunterliegenden Polster. Aber da ich so einen leider nicht daheim herumstehen habe muss erst einmal die Lösung mit Wasser, Schwämmchen, Handtuch und der Handpaste zum Entfernen der Blutflecken genügen.
- [1] b5.gaskutsche.de – Innenraumreinigung: Alle 120'000 km oder 8 Jahre?
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